Meine Gesundheit – und was habe ich eigentlich damit zu tun?
- Thomas Hirt
- 8. Nov.
- 2 Min. Lesezeit

Die Frage, die alles veränderte
Der australische Schauspieler Frederick Matthias Alexander stand am Beginn einer vielversprechenden Karriere, als ihm plötzlich die Stimme versagte. Kein Arzt konnte ihm helfen – sie rieten ihm nur, eine Pause einzulegen. Doch sobald er wieder auftrat, kam die Heiserkeit zurück. Da stellte Alexander sich eine einfache, aber tiefgehende Frage:
„Kann es sein, dass ich selbst etwas tue, das meine Stimme blockiert?“
Diese Frage wurde zum Beginn einer lebenslangen Entdeckungsreise. Alexander begann, sich selbst genau zu beobachten – seine Haltung, seine Atmung, die Spannung in seinem Körper, seine Gedanken. Und er entdeckte, dass die Art, wie er etwas tat, entscheidenden Einfluss auf seine Stimme hatte. So entstand die Alexander-Technik: eine Methode, die uns lehrt, bewusster mit uns selbst umzugehen – und dadurch mehr Leichtigkeit, Balance und Gesundheit zu erleben.
Wir wirken ständig auf uns selbst ein
Gesundheit hängt von vielen Faktoren ab: Ernährung, Bewegung, Schlaf, soziale Verbundenheit. Doch ein Aspekt wird oft übersehen – die Art, wie wir auf uns selbst einwirken.

Wie wir stehen, sitzen, atmen, denken oder auf Stress reagieren, prägt unseren Körper und unser Nervensystem. Diese Muster begleiten uns täglich – bewusst oder unbewusst.
Ein kleines Beispiel aus dem Alltag:Ich habe einmal meinen Massagetisch neu bespannt. Die Verkäuferin warnte mich, das Kunstleder nicht zu lange gefaltet liegen zu lassen – sonst blieben Falten. Später stellte ich fest, dass ein Druckpunkt am Tisch eine deutliche Spur hinterlassen hatte.
So ähnlich funktioniert unser Körper. Eine dauerhaft nach vorn geneigte Kopfhaltung, verspannte Schultern oder ein eingesunkener Brustkorb erzeugen ständig Druck. Mit der Zeit verändern sich Muskeln und Faszien – wir passen uns an unsere Gewohnheiten an, bis sie sich „normal“ anfühlen.
Doch normal ist nicht immer natürlich.
Veränderung ist möglich – jederzeit
Unser Körper ist kein starres Gebilde. Er passt sich an – im Guten wie im Schlechten. Tänzer entwickeln durch Bewegung stabilere Knochen, Astronauten verlieren ohne Schwerkraft Muskelkraft.

Diese Fähigkeit zur Anpassung zeigt: Wir können durch bewusstes Tun neue Muster schaffen. Das gilt nicht nur für den Körper, sondern auch für den Geist.
Der Hirnforscher Gerald Hüther beschreibt es so:
„Wir können uns zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens neu konstruieren – indem wir beginnen, anders zu sehen, zu fühlen oder zu handeln als bisher.“
Das bedeutet: Wenn wir beginnen, uns selbst bewusster wahrzunehmen – unsere Haltung, unsere Reaktionen, unsere Spannungen – schaffen wir Raum für Veränderung auf allen Ebenen.
Verantwortung statt schlechtes Gewissen
Viele Einflüsse auf unsere Gesundheit liegen außerhalb unserer Kontrolle. Doch in einem Punkt haben wir Wahlfreiheit: wie wir mit uns selbst umgehen. Die Alexander-Technik bietet einen praktischen Weg, diesen Umgang zu erforschen. Sie lehrt uns, überflüssige Anspannung loszulassen, uns leichter zu bewegen und den Körper wieder als Ganzes zu erleben. Wenn wir achtsam werden, übernehmen wir Verantwortung – nicht als Last, sondern als Möglichkeit. Gesundheit ist dann kein Zustand, den man „hat“, sondern ein lebendiger Prozess, den wir mitgestalten.
Fazit: Es beginnt mit Bewusstsein
Der Weg zu mehr Gesundheit, Gelassenheit und innerer Aufrichtung beginnt nicht mit einer Diät oder einem Trainingsplan – sondern mit einem Moment der Selbstwahrnehmung. Vielleicht lautet die wichtigste Frage gar nicht:
„Was fehlt mir?“, sondern: „Wie gehe ich mit mir selbst um?“

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